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Lima

Alles klar, falls ich noch nie einer Stadt den Preis für die hässlichste Stadt vergeben habe: Es ist soweit. Da kann ja echt nichts mithalten. Ich glaub ich fahre direkt weiter. Aber naja, es ist immerhin eine Hauptstadt, da wird sich bestimmt doch noch was nettes finden lassen.

Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn!

Während der Einfahrt nach Lima bauen sich Vorurteile über Vorurteile auf. Naja teilweise auch einfach Urteile. Die Stadt wirkt wie eine riesige Baustelle, wobei riesig wörtlich zu nehmen ist. Aber auch von den Baustellen abgesehen ist Lima hässlich wie die Nacht. Groß, groß, groß, vor allem groß und hässlich. So jedenfalls ist mein erster Eindruck.

Hinzu kommt noch der Verkehr. Zugegebenermaßen ist es nicht chaotischer als in Bogotá oder Quito. Aber zusammen mit dem Eindruck im größten Drecksloch Lateinamerikas gelandet zu sein, wirkt alles etwas intensiver. Selbst in dieser Situation bin ich mir aber noch recht sicher, dass es in Lima auch noch andere Ecken geben muss.

Vorurteile ausräumen

Und ich sollte mich nicht irren, was mir aber erst nach ein paar Tagen klar wird. Trotzdem bleibt Lima eine der Negativerfahrungen meiner Reise. Vielleicht habe ich der Stadt aber auch zu wenig Zeit gegeben, aber der Reihe nach. Was mich am meisten stört ist das Fehlen eines zentralen Busbahnhofs in Lima, weshalb ich mir ein Taxi nehmen muss. Im Nachhinein erfahre ich, dass der Preis (obwohl ich ihn schon stark runtergehandelt hatte) immer noch überteuert war.

Der Weg führt mich nach Miraflores, einem Stadtteil Limas. 20 Minuten geht es über eine Schnellstraße in Richtung Strand. Sofort nach der Abfahrt merke ich, dass ich mit dem Urteil über Lima vielleicht doch etwas voreilig war. Zugegeben, der Ersteindruck war einfach furchtbar, aber Miraflores schlägt wieder einige Punkte raus. Der Blick auf's Meer ist einfach unglaublich und auch das Stadtbild ist hier völlig anders. Überall gibt es Grünflächen und Gärtner sind zur Pflege unterwegs.

In Miraflores suche ich mir auch meine Unterkunft. Das machen scheinbar fast alle so. Entweder hier oder in Barranco, einem anderen und benachbarten Viertel. Eigentlich wäre das ja schon fast wieder ein Grund für mich, doch nicht hier zu bleiben, vor allem weil der Aufenthalt dadurch unverhältnismäßig teuer wird. Wahrscheinlich liegt das auch an den entsprechend hohen Mieten, die in diesem Luxusviertel fällig werden. Aber das ewige rumgurken ist auch anstrengend und so bleibe ich jetzt doch erstmal da.

Reise nach Jerusalem

So ungefähr kommt mir die Reise vom Hostal ins Zentrum vor. Wenn man perfekt durchkommt, ist man entlang einer schnurgeraden Straße etwa 20 Minuten mit dem Bus unterwegs. Es können aber auch schon mal zwei Stunden draus werden. Das ist nun wirklich kein Vergleich zu New York oder London, aber auch schon beeindruckend. Das Problem an Lima ist nur, dass das Zentrum alles andere als schön ist.

Es gibt zahlreiche Sehenswürdigkeiten, das kann man nicht anders sagen. Die Architektur ist wirklich zahlreich. Kolonialer und repuplikanischer Baustil wechseln sich wie so oft ab. Die Oberhand liegt jedoch deutlich bei Letzterem, viel mehr als es beispielsweise an der Karibikküste Kolumbiens der Fall war. Besonders beeindruckend sind die vielen verschiedenen Kirchen, die es hier scheinbar in allen erdenklichen Farben gibt. Nur eine grüne habe ich nicht gesehen. Aber ganz ehrlich: Verlässt man einmal die Hauptverkehrsstraßen im Zentrum, hat Lima viele wunderschöne Ecken. Natürlich, Dreck und kaputte Straßen gibt es so weit das Auge reicht. Daneben gibt es aber auch glänzend schön angelegte Parks, in denen fast immer eine Bank frei ist und zur Rast einlädt.

Der Besuch in Lima ist anstrengend, vor allem weil mein Hostal nicht im Zentrum liegt. Ich habe ständig die lange Fahrzeit mit dem Bus im Hinterkopf, weshalb ich überlege, beim nächstes Mal nach einem zentraler gelegenen Hostal zu suchen. Allerdings kommt es mir fast so vor, als könnte man im Zentrum gar nicht wohnen, denn überall stehen Paläste. Beeindruckend ist hier insbesondere der Justizpalast. Noch beeindruckender ist das Verkehrschaos vor dem Justizpalast. Völlig unbestritten ist die Kreuzung vor dem Justizpalast der verrückteste Verkehrsknotenpunkt, den ich in meinem jungen Leben je beobachtet habe. Es handelt sich um einen riesigen fünfspurigen Kreisverkehr mit etwa jeweils 20 Zufahrts- und Abfahrtsspuren. Diesen Knotenpunkt im Feierabendverkehr zu beobachten kann ich zur Belustigung ausdrücklich empfehlen. Natürlich wird das schnell langweilig, weshalb sich in der Nähe zum Glück noch einige Parks befinden, in die es sich gut fliehen lässt.

Neben den Kirchen gibt es noch zahlreiche Museen. Ich besuche hier zwei. Einmal das Museo del Oro, eine glatte Fehlinvestition. Das sündhaft teure Goldmuseum ist sein Geld absolut nicht wert. Ein wirklich tolles Goldmuseum gibt es in Bogotá, was ich indes nur empfehlen kann. Außerdem besuche in eine archäologische Stätte, den Complejo arqueológico de Mateo Salado. Das ist eine Ausgrabungsstätte, die sich mitten in der Innenstadt befindet. Der Anblick wirkt zuerst etwas skurril, der Wahrung des Kulturerbes ist jedoch Respekt zu zollen. Die Führung hier ist wirklich interessant und man erfährt Dinge über die Urvölker, die Lima lange vor der Kolonialisierung bewohnten. Zu Mateo Salado also beide Daumen hoch. Allerdings ist für den Besuch unbedingt eine Kopfbedeckung zu empfehlen, weil es wirklich nirgends Schatten gibt.

Wo bitte geht's nach ...?

Miraflores. Es wird Zeit sich nach etwas Orientierungsmaterial umzusehen. Mir kommt es zumindest an einer Stelle sehr gelegen, dass Miraflores etwas touristischer ist. Das führt nämlich dazu, dass es hier viele Produkte gibt, die man sonst niemals bekommt. Immer noch bin ich auf der Suche nach einer Karte Perus. So etwas interessiert Latinos nicht und deshalb sind solche Antiquitäten oft nur beim Militär zu erstehen.

Hier liegen die Dinge glücklicherweise etwas anders. Ich schaue im geradezu abstoßend touristischen LarcoMar nach einer Lösung. Der Aufenthalt hier ist neben den ganzen Plastiktouris schon hingehend unerträglich. Aber immerhin werde ich fündig. In einem Geschäft für Ansichtskarten finde ich auch eine Truckerkarte. Sie ist perfekt für mich geeignet, da sie sehr detailliert ist, aber keine weiteren Informationen enthält. Ich kann also ableiten von welcher Stadt ich zu welcher kommen kann, ohne aber weiterführende Informationen zu besitzen. Genau das Richtige für ein kleines Abenteuer. Die Karte habe ich übrigens noch immer und sie wäre jederzeit wieder mein Ratgeber.

Meine Zeit in Lima neigt sich dem Ende. Auch wenn der Vergleich wenig schmeichelhaft erscheint, so ergeht es mir mit Lima etwa so wie mit Bochum. Je länger ich drüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Stadt dann doch im Vergleich zum blanken Hass zu Beginn. Ganz in Ruhe nehme ich mir nun die frisch erworbene Karte zur Hand und entscheide, wohin es als nächstes gehen soll. Nach etwa einer Stunde habe ich mich für Pisco entschieden. Die vom Erdbeben heimgesuchte Stadt liegt nahe des Parque Paracas, einem Wüstennationalpark. Ich darf gespannt sein, was dort auf mich wartet.

Sinnbild für Lima: Eine riesige Baustelle. Hier ist die Welt noch in Ordnung: Miraflores erinnert fast an einen Campus in Berkeley. Republikanischer Baustil auf katholisch, die Iglesia de San Francisco. Beachtliche Ausgrabungen inmitten der Stadt. Man fühlt sich wie in der Wüste. Wunderschön im Sonnenuntergang: La plaza San Martin.
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