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7: Puerto Maldonado
8: Anhang

Puerto Maldonado

Ächz, mein Magen schmerzt. Die Hitze ist unerträglich, ich hoffe ich überstehe das hier. Und was ist denn das für ein unerträglicher nächtlicher Lärm?

Welcome to the jungle

Zugegebenermaßen war ich während meiner ganzen Reise nur ein einziges Mal an einem Ort, den ich als Dschungel durchgehen lassen würde. Und das war Puerto Maldonado in Peru. Meine Reise hierhin beginnt von Juliaca aus, das ich vorher von Puno erreicht habe. Neben mir sitzt ein etwa gleichaltriger Peruaner, der sich bei der Abfahrt vorsichtshalber bekreuzigt. Halbwegs geschockt frage ich ihn, was er denn auf der Reise erwarte. Dann erklärt er mir, dass die Strecke extrem gefährlich ist, weil es ständig Erdrutsche gibt und die Straße nicht befestigt ist. Die Fahrt dauert 18 Stunden. Eine Alternative gibt es nur per Flugzeug. Das ist zwar viel teurer, aber die Busfahrt ist nicht für jeden geeignet. Diese Strecke ist - und zwar nicht wegen der Vorwarnung des Sitznachbarn - eine derjenigen, auf denen ich am meisten Angst vor einem Unfall habe. Um zwei Uhr morgens halten wir. Vor uns ist ein Bus mit dem Hinterreifen eine schlammige Böschung runtergerutscht. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber es herrscht Tumult. Seit zwei Stunden versuchen sie schon etwas zu machen. Natürlich kommen wir auch nicht weiter. Nach einer halben Stunde kommt ein LKW. Mit seiner Hilfe dauert es nur etwa eine weitere halbe Stunde bis sie das Heck wieder auf den Weg gezogen haben. Die Szene hatte in der Tat spektakuläre Züge.

Nachmittags kommen wir dann in Puerto Maldonado an. Die Hitze ist fast unerträglich und es wird von Stunde zu Stunde wärmer. Das Klima setzt mir derart zu, dass ich kaum noch weiß wo oben und unten ist. Irgendwann flüchte ich mich mit einigen Vorräten in mein Zimmer. Ich muss mich dringend ausruhen und an das Klima gewöhnen. So versuche ich zu schlafen.

Irgendwann werde ich von höllisch lärmender Musik wach. Die Musik kommt von der Straße, ein Straßenfest. Ganz wunderbar, wenn man eigentlich Ruhe braucht. Aber so ist das halt. Am nächsten Tag geht es mir schon bedeutend besser. Ich stelle fest, dass das Geld knapp wird und ziehe los um Nachschub zu besorgen. Das Ergebnis ist fatal, ich habe einen Tag zu lange gewartet. Es ist nämlich der Erste des Monats und es gab gerade die Lohnzahlungen. In Südamerika heißt das: Die Automaten haben schon ab Vormittags kein Geld mehr. Die Leute sind so knapp dran, dass sie am Monatsende nichts mehr haben. Also gibt es früh morgens endlose Schlangen an den Automaten, wenn die Banken am Ersten eines Monats öffnen. Für mich ist das zum Glück kein handfestes Problem, da ich noch eine Reserve habe. Zum Glück!

Papagaien, Schmetterlinge, Affen und Caimane

Mir schwant bereits, dass dieser Teil der Reise auch der einzige echte Dschungelteil bleiben wird. Also ziehe ich eine Tour in Erwägung. Spontan finde ich ein Angebot, das mir zusagt. Hierbei sollte man etwas Zeit einplanen, mindestens zwei Tage um eine Tour auszusuchen und für die Tour selbst ebenfalls mindestens diese Zeit. Aber das kommt natürlich ganz darauf an wo man ist und was man sehen möchte. Die Frau sagt mir ich solle pünktlich sein. Dann fragt sie mich aber ob ich Deutscher sei. Als ich das bejahe ist sie beruhigt und sagt mir, dass sie sich ja dann auf meine Pünktlichkeit verlassen könne.

Am nächsten Tag geht's dann schon morgens los. Da das Wort Führer im Deutschen ja eher reserviert ist, werde ich auf die spanische Variante Guia wechseln. Also Nick ist der Name meines Guia. Außerdem dabei sind noch eine Indonesierin und eine US-Amerikanerin, die für den WWF arbeiten. Wir fahren eine ganze Weile mit dem Motorboot, bis wir beim Nationalpark ankommen. Dort angekommen tauchen wir ein in die Welt von Fauna und Flora. Es ist kein Freizeitpark, sondern es geht darum die Natur zu erleben und zu beobachten. Die Szenerie hat auf den ersten Blick gar nichts Besonderes an sich. Es ist ein zweiter Blick nötig, um die vielen kleinen Details zu bemerken.

In Nischen tun sich riesige Wurzeln von Gigantenbäumen auf. Weit über unseren Köpfen sitzen blaue Papagaien in den Baumkronen. Mit einem Boot rudern wir auf einen See hinaus. Das Schwimmen hier ist nicht nur untersagt, sondern auch nicht ratsam. Unter der glatten Oberfläche treiben viele Parasiten ihr Unwesen. Das Verbot dient aber vorrangig dem Naturschutz.

Wir erreichen ein anderes Ende des Sees und ich vernehme ein immer lauter werdendes Gekreische. Erst habe ich überhaupt keine Idee, welche Tiere dieses Geräusch verursachen könnten. Dann zeigt Nick in die Baumwipfel und sagt: Monos, also Affen. Allerdings nicht nur ein oder zwei, sondern mehr als ich zählen könnte. Gelbe, rote und braune Affen, relativ klein. Etwa wie Herr Nilsson, natürlich ohne Jacke. Die kleinen Racker springen von Ast zu Ast, lassen sich teilweise metertief fallen um sich dann an einem vorbeikommenden Ast wieder einzuhaken. Und das Ganze bei einem geradezu ohrenbeteubendem Lärm. Dann, noch während wir auf dem See sind, bricht die Dämmerung herein. Der Sonnenuntergang entbehrt jeder Beschreibung und ich konnte auch einige Fotos machen. Leider sind diese Fotos auf der Karte, die ich später verlor, sodass sie nur in meiner Erinnerung existieren.

Nach einer kurzen Abendpause geht es dann aber wieder los auf den See hinaus. Wir versuchen ein paar Caimane zu beobachten. Diese sind nur nachts aktiv und man kann sie an den rot leuchtenden Augen erkennen, die einen Lichtschein reflektieren. Zwar sehen wir einige Caimane, jedoch nur aus großer Entfernung. So einen Caiman einmal aus der Nähe zu sehen, war uns freilich nicht vergönnt.

Am nächsten Morgen geht's dann Vormittags wieder zurück nach Puerto Maldonado. Insgesamt war die Tour ganz nett und man sieht auch Dinge, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Ich war mir danach aber auch sicher, erstmal keine Touren mehr zu machen. Diese sind erstens unverschämt teuer und qualitativ nicht hochwertig. Vor allem bei der schlechten Qualität verlasse ich mich unter anderem auch auf Berichte von anderen Reisenden. Diese decken sich aber mit meinen Erfahrungen. Zum anderen verdienen die Guias selbst nur sehr wenig, etwas mehr als zum Leben nötig. Rund 80% der Kosten kassiert die Agentur, die mit der ganzen Abwicklung nicht die geringste Arbeit hat. Für sie ist es fast ein Reingewinn. Vermutlich kommt es aber sehr auf die Tour und den Ort selbst an. Immerhin war die Tour in Pisco auch ihr Geld wert, aber auch längst nicht so teuer. In Puerto Maldonado erwarten die Einheimischen, dass die Touristen mit dem Flugzeug kommen und daher mehr Geld haben. Wenn in einer Stadt die Währung schon Dollars statt Pesos sind, sagt das schon einiges aus. Das habe ich in keiner anderen Stadt erlebt.

Adios amigos

Ein Flug von hier nach Cuzco würde über 200,-USD kosten. Also nehme ich wieder die beschwerliche Reise mit dem Bus auf mich. Vorher noch esse ich in einem Restaurant zu Mittag. Prüfend und mit zugekniffenen Augen schaut mich der Wirt nach der Bestellung an. Dann fragt er mich, ob ich Peruaner sei. Ich erwidere, dass er richtig liege und wie er darauf komme. Dann erklärt er, dass es rund um Cuzco viele Deutsche mit Kindern in meinem Alter gäbe. Er hatte mich erst für einen Touristen gehalten, die aber ja normalerweise kein Spanisch können. Geehrt erkläre ich ihm dann, dass das aber nur ein Scherz war und ich aus Deutschland komme. Nach dem Austausch verschiedener Höflichkeiten verlasse ich dann schließlich das Lokal. Als ich in den Bus einsteige weiß ich genau, dass ich diesen Ort zum letzten Mal gesehen habe.

Das Stadtzentrum Puerto Maldonados. Es gibt nebenan einen kleinen Park. Gut, dass es eine Brücke über den Sumpf gibt. Darunter schwimmen die Anacondas. Schon fast unheimlich: Die Gigantenbäume. Selbst hier sind sie in dieser Größe selten. Hier lässt es sich aushalten. Zumindest wenn man kein Problem mit Fledermäusen hat.
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