Was man wissen sollte!
Warum heißt Ecuador eigentlich Ecuador? Ist doch irgendwie ein einfallsloser Name und hätten es mehr Entdecker so gemacht, dann hätten wir heute Ecuador 1 - 5. Mal sehen was es damit auf sich hat.
Klein aber oho!
Ecuador ist zwar ein kleines Land (naja immerhin so groß wie Deutschland), aber es gibt viel zu entdecken. Es bietet sich daher an, diesen Abschnitt besonders sorgfältig zu studieren. Im Anschluss wird ein unangekündigtes Testat geschrieben, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ecuador gehörte lange Zeit zum Staate Großkolumbien, bis dieser dann 1830 zerfiel. Den Namen erhielt das Gebiet jedoch schon vorher durch eine europäische Expedition, die im 18. Jhd. erstmals die genaue Lage des Äquators vermessen hatte. Neben Äquatorial-Guinea ist Ecuador das einzige Äquator-Land, das seine besondere Lage auch im Namen trägt. Mit einer Oberfläche von 256.370 km² (die Zahl ist auswendig zu kennen) gehört Ecuador zu den kleineren Staaten in Südamerika. Richtig niedlich sieht's auf der Karte aus. Aber im interkontinentalen Vergleich hört der Spaß schnell auf. Denn was die Landesgröße angeht, hat nicht einmal das Königreich Großbritannien und Nordirland etwas entgegenzusetzen. Aber es gibt ja auch noch andere Metriken. Mit 13,5 Mio Einwohnern ist beispielsweise die Bevölkerung - natürlich rein quantitativ gesehen - nicht Ecuadors Trumpf. Auch mit dem (monetären) Einkommen sind die Ecuadorianer eher die Weltmeister der Herzen. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt hier mit 2.800$ bei etwa 6% (variiert mit Wechselkurs) des deutschen BIP/Kopf.
Das liebe Geld
Hier wurde zuletzt der Polemik wegen ein wenig geschummelt, denn ehrlich gesagt ist der $/€-Umrechnungskurs in Ecuador natürlich weitestgehend unbedeutend. Umgekehrtes gilt natürlich nicht und so kann man endlich auch einmal als Europäer von einem starken Euro profitieren. Der gemeine Europäer sollte jedoch berücksichtigen, dass in dem Kleinstaat ein genereller Geldmangel sein Unwesen treibt. Für Volkswirte: Die Geldmenge M1 ist unterbestückt. Im Alltag verbietet sich daher schon der Gedanke, eine Kaufsumme von 1$ mit einer 10$-Note zu begleichen. Der Verkäufer könnte mit einem derartigen Bargeldvolumen und dem dafür nötigen Wechselgeld überfordert sein. Wenn man Pech hat, wird man einen 20$-Schein über den Tag überhaupt nicht los.
Den aufmerksamen Leser wird vielleicht verwundern, dass in einem Tropenstaat wie Ecuador mit US-Dollars gehandelt wird. Tatsächlich wurde der Dollar als offizielles Zahlungsmittel erst 2001 und unter kuriosen und in Europa undenkbaren politischen Rahmenbedingungen eingeführt. Seitdem ziehen sich die Gräben zwischen Arm und Reich noch tiefer. Für den Touristen ist die Dollarisierung natürlich vorteilhaft.
Ecuador: Die Eier legende Wollmilchsau
Ähnlich wie Kolumbien, so kann auch Ecuador mit allem aufwarten, was sich das Abenteurerherz nur wünschen kann. Es gibt Strände, Dschungel und Geltscher. Dazu kleine Inselgruppen, exotische Tiere und ein riesiges Urwaldgebiet am Amazonas. Ecuador teilt sich in drei große Regionen ein.
Rund die Hälfte aller Ecuadorianer wohnen an der Costa, also im Westen an der Pazifikküste. Mit etwa 80.000km² macht diese Region jedoch fast ein Drittel der Landmasse Ecuadors aus. Die überdurchschnittliche Bevölkerung rührt von der wirtschaftlichen Bedeutung her. Die Küste ist - wie schon Adam Smith feststellte - die vom Handel präferierte Region. Über die Häfen werden insbesondere Kakao und Bananen exportiert. Bis 1925 eine schweren Pflanzenseuche viele Plantagen zerfraß, war Ecuador der größte Kakaoexporteur der Welt. Heute kann sich Ecuador diesen Titel zumindest für Bananen auf die Fahnen schreiben. Wegen der außergewöhnlichen und einzigartigen klimatischen Bedingungen in weiten Teilen der Costa, scheint diese Einnahmequelle auch dauerhaft gesichert zu sein.
Mit ebenfalls 80.000km² ist die Sierra - das Andenhochland - ähnlich groß wie die Costa. Aus strategischen Gründen war sie früher, also zu Zeiten der Inkaherrschaft, die bevölkerungsreichste Region Ecuadors. Durch den Handel, der von den Spaniern über die Jahrhunderte etabliert wurde, schien es für viele Einheimische chancenreicher zu sein, ihr Glück an der Costa zu versuchen. Heute leben daher nur noch rund 38% der Ecuadorianer in der Sierra. Mein Reiseziel Mindo liegt etwa 40km westlich von Quito und befindet sich somit noch in der Sierra in etwas mehr als 1.000m Höhe.
Die größte aber auch am dünnsten besiedelte Region ist der Oriente. Damit ist das Amazonasbecken mit seinen reichen Regenwäldern gemeint. Für den Großteil der Bevölkerung ist der Oriente allenfalls ein Reiseziel. Nicht einmal 5% der Bevölkerung leben auf 40% der Landesfläche. Die meisten von ihnen sind noch Siedler aus der Zeit des Erdölbooms in den 1970er Jahren.
Spezialitäten: Meerschweinchen und Chucchucaras
In Ecuador gibt es zwei besondere Spezialitäten. Das Meerschweinchen - in Ecuador Cuy genannt - gilt als nationale Spezialität. Man bekommt es in fast allen Städten, allerdings raten selbst die Ecuadorianer, die Speise lieber in ausgesuchten Gegenden zu versuchen. Ganz besonders empfehlenswert sind dabei Städte in der Nähe von Ibarra und Tulcán, also in der Nähe der Grenze zu Kolumbien, sowie Cuenca im Süden. Cuy wird traditionell zu Kartoffeln (ansonsten untypisch für Ecuador) und speziellen Maiskörnern, sowie scharfer Sauce serviert. Es gibt spezialisierte Restaurants, die nichts anderes servieren und für den Betrieb eigens einen großen Stall haben.
Eine andere Spezialität sind Chucchucaras (auszusprechen: Tschuktschukarras). Dieses äußerst sättigende Gericht gibt es nur in Latacunga, einer Stadt südlich von Quito. Es besteht aus frittierter Schweineschwarte, Schweinefleisch, verschiedenen Maissorten und Kartoffeln. Gerade die frittierte Haut von Schweinen versetzt Europäern zuweilen eine Gänsehaut. Wer jedoch nicht weiß was er da isst, der kriegt selten den Mund voll.
Natürlich gibt es noch weit mehr Spezialitäten, die allerdings weniger bekannt sind. In jedem Fall lohnt es sich in den verschiedenen Gegenden Erkundigungen nach lokalen Spezialitäten einzuholen. Auf diese Art und Weise bekommt man manchmal die unglaublichsten Gerichte serviert.
Presidente, Ihr macht euch ganz schön viele Feinde
Wie in Südamerika üblich, handelt es sich auch bei Ecuador um eine Präsidialrepublik. Die Politstatistik ist im Vergleich zu den direkten Konkurrenten nicht direkt bahnbrechend, aber für europäische Standards nicht unbeeindruckend. Zwischen den Jahren 1996 und 2005 wurde Ecuador von sieben verschiedenen Präsidenten regiert. Einer von ihnen - Abdalá Bucaram - tat sich dabei besonders hervor und ging als El Loco (der Verrückte) in die Geschichte ein. Er wurde nach nur einem halben Jahr Amtszeit vom Parlament mit der Diagnose geistiger Umnachtung des Amtes enthoben. Die Aussichten auf eine stabile Regierung könnten also kaum besser sein. Tatsächlich scheint sich aber unter der gegenwärtigen Regierung von Rafael Correa zum ersten Mal seit fast 500 Jahren ecuadorianischer Geschichte eine für alle Bevölkerungsgruppen akzeptable Verfassung und politische Richtung etabliert zu haben. Sollte dies tatsächlich geschehen, wäre das ein Quantensprung in der politischen Geschichte Ecuadors. Dazu heißt es jedoch vorerst noch: abwarten.
* Nachtrag
Diesen Abschnitt verfasste ich bereits vor meiner Reise. Während meines Aufenthalts in Ecuador wurde Correa überraschend eindeutig als Präsident wiedergewählt. Es war spannend die Wahlen zu beobachten und nach meiner Einschätzung macht Ecuador vielleicht die größten Fortschritte im Vergleich zu seinen Nachbarn. Doch dies hier zu erörtern würde den Rahmen sprengen. Gewiss ist: Ecuador hat mit der Wiederwahl Correas Geschichte geschrieben und es wird sich zeigen, wohin er das Land führt.