Andere Länder andere Speisen
Gibt es hier eigentlich kein normales Brot? Wer kann denn unentwegt diese süßen Teigmassen vertilgen? Und das auch noch ohne sich danach übergeben zu müssen. Dazu dann noch diese marmeladenartige quietschsüße Füllung *würg*. Nächstes Mal muss ich bei der Busreise echt aufpassen, was ich als Proviant kaufe.
Almost heaven ...
... West Virginia? Weit gefehlt, Bogotá - Central Colombia. Hätte ich den Beschreibungen mancher Reisenden geglaubt, die Menschen überall außerhalb Deutschlands seien ja so unendlich freundlich, ich wäre verloren gewesen. Auch bin ich kein Anhänger des Versuchs, die Länder nach Freundlichkeit ihrer Einwohner zu sortieren. Nichts desto weniger sollte ich bei meiner Wiederkehr von der Karibikküste zum ersten Mal lernen, wie kolumbianische Gastfreundschaft aussehen kann. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass eine vergleichbare Reise wie meine in Deutschland niemals so hätte stattfinden können. Und das hat auch etwas damit zu tun, wie man als Fremder von den Einheimischen gesehen und behandelt wird. Klar, es gibt immer Leute, die einem nur ans Geld wollen, aber die meisten sind anders. Doch ich greife vor ...
Als mein Bus morgens um etwa 10 Uhr in Bogotá eintrifft, bin ich völlig übermüdet. Nachtfahrten sind anstrengender, als man es sich vorstellt. Außerdem hatte ich mir nach den Warnungen des Taxifahrer einige Fahrtstunden den Kopf darüber zerbrochen, warum ich kein ordentliches Testament verfasst hatte. Aber letztlich ist alles gut gegangen und durch die dicken Wälder vor Bogotá dringen die Sonnenstrahlen in den Bus. Natürlich ist es mal wieder unendlich kalt gewesen, weshalb ich auch nicht wirklich gut geschlafen hatte.
Im Busterminal angekommen rufe ich Meyer auf seinem Handy an, die Nummer hatte er mir per Mail geschickt. Irgendwie schaffen wir es also selbst am Telefon einen Treffpunkt im Terminal abzumachen. Ich bin wirklich froh, dass schon für alles gesorgt ist, der Tag wäre sonst noch viel anstrengender geworden. Also fahren wir mit einem Taxi ca. 25 Minuten (zu einem Preis von 4,-€) bis zu dem Haus seiner Bekannten. Allerdings ist nur der Vater Carlos zu Haus und wir stellen uns vor. Er behandelt mich als wäre ich ein alter Bekannter, dem man nur einmal das Haus zeigen muss und dann wäre alles wie in alten Zeiten. Als erstes schwinge ich mich unter die Dusche und dann geht's mit Meyer in die Stadt.
Natürlich will ich jetzt mal genau wissen, wo er mich da einquartiert hat. Er hat die Mutter der Familie bei einem Seminar kennengelernt. Meyer hat wirklich ziemlich viele Freunde in Bogotá, interessanterweise vor allem Freundinnen. Ihr Name ist Blanca und als ich sie kennenlerne wird mir sofort klar, dass man sie einfach lieben muss.
Da sich dieses Tagebuch auf meine Erfahrungen beschränken und nicht über private Angelegenheiten anderer berichten soll, verzichte ich hier auf den Bericht wesentlicher Ereignisse. Um das Wichtigste zu nennen: Vier Tage verbrachte ich unter dem gesegneten Dach. Schon nach zwei Tagen war ich - so schien es mir - als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert. In der Zeit wurde ich mehr als nur gut umsorgt, mir fehlte es an nichts und obwohl jeder zwölf Stunden täglich aus dem Haus war, gab es immer jemanden, der etwas mit mir unternahm. Ich muss zugeben, dass ich mit so viel Gastfreundschaft ein bisschen überfordert war und mich sogar etwas unwohl dabei fühlte. Gleichzeitig machte sich in meinem Kopf immer mehr die Vorfreude auf Ecuador breit. Der Dschungel wartete ...
Leaving on a jetplane
Natürlich wollte ich mich irgendwie erkenntlich zeigen, aber alle Versuche wurden großzügig und herzlich abgelehnt. Also nahm ich mir vor, mir in der Zeit bis zu meiner Rückreise im Juni zu überlegen, wie ich mich bedanken konnte. Wegen sehr spezieller Umstände trat ich meine Reise nach Ecuador nicht mir dem Bus an, sondern nahm ein Flugzeug. Andernfalls hätte die Reise statt zwei Stunden vermutlich auch vier Tage gedauert. Blanca und Carlos brachten mich morgens zum Flughafen.
Ein Meisterstück schloss das erste Kolumbienkapitel. Am Flughafen El Dorado ließ ich meinen Rucksack in Folie einschweißen. Prinzipiell ist das eine gute Sache, denn die Folie macht es für freche Schmuggler unmöglich, dubiose Inhalt in fremdem Gepäck zu deponieren. Dabei vergaß ich allerdings mein Sturmfeuerzeug und das Taschenmesser. Die waren nämlich noch im Handgepäck und konnten danach nicht mehr umgepackt werden. Meine Frage am Schalter, ob ich die "Werkzeuge" trotzdem mitnehmen könnte wurde freundlich aber bestimmt verneint. Also gab ich sie Blanca. Das war ja kein Problem, denn ich wollte ohnehin zu ihnen zurückkehren.
Um 09:47 verließ ich nun Kolumbien in Richtung Ecuador. Diesmal fühlte ich mich schon viel besser auf die sprachliche Herausforderung vorbereitet, als noch bei der Einreise.