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1: Intro
2: Ausrüstung
3: Land
4: Abreise
5: Bogota I
6: Cartagena
7: Santa Marta & Taganga
8: Bogota II

Warm, wärmer, am wärmsten, noch wärmer, Karibik

Ui ist das dunkel draußen. Hoffentlich lauert da nirgendwo ein Guerilla-Trupp. Und das Wasser rinnt die Scheiben herunter, das kann doch kein Regen sein. Im Gras neben uns blitzt es so seltsam. Das sind bestimmt handtellergroße Schmetterlinge.

Hitzeschock

Wir fahren um 14:11 in Bogotá los in Richtung Cartagena. Die Fahrt soll knapp 23 Stunden dauern. Wenigstens sind die Busse komfortabel. Damit kann kein deutscher Reisebus mithalten, ganz im Ernst. Bogotá liegt hoch in den Anden, also geht es schon sehr bald viele Kurven hinunter. Viel zu viele. Fast zwei Stunden geht es mit 70km/h bei schlechter Sicht und schlechter Straße durch die Kurven, sodass ich einfach nur hoffe, an einem Stück anzukommen. In regelmäßigen Abständen tauchen am Straßenrand Soldatentrupps auf, die Wache halten. Das ändert sich auch dort nicht, wor wir längst keine Häuser mehr sehen. Kontrolliert werden wir aber nicht.

In Südamerika hat fast jeder Bus einen Fernseher. Bei den Fernsehern gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass sie die Fahrer im Gegensatz zu deutschen Busfahrern auch sofort nach Abfahrt mit einem Film füttern. Die schlechte ist, dass die Filme unschlagbar schlecht sind. Mindestens sechs der schlechtesten Filme, die ich je sah, sah ich in Kolumbien, Ecuador oder Peru in einem Reisebus. Die mit Abstand aller schlechtesten in Peru, nachzulesen an anderer Stelle.

Die Zeit vergeht und im Bus ist es unerträglich kalt geworden. Das liegt daran, dass die Busfahrer die Klimaanlage quasi aus Prinzip und ohne Rücksicht auf Verluste auf Gefrierschrankmodus stellen. Am meisten muss man die Kolumbianer selbst bemitleiden, die solche Temperaturen teils nicht kennen und oft halb erfroren sind. Aber niemand traut sich etwas einzuwenden, außer uns Touristen. Es zeigt sich aber, was die Kolumbianer vermutlich einfach schon vorher wussten: Widerstand ist zwecklos. Keiner weiß warum sie es machen, vielleicht einfach weil es geht.

Was nun folgt, ist keine Übetrteibung! Den ersten Stop machen wir um etwa zehn Uhr abends. Als ich aussteige bekomme ich schlagartig Atemprobleme. Von draußen schlägt mir eine tropische, unerwartet feuchte (um nicht zu sagen nasse) Luft entgegen. Der Temperaturunterschied zwischen innen und außen beträgt mindestens 25°C. Einer Frau neben mir wird schwindelig, eine andere übergibt sich. Wir haben 20 Minuten zu essen, danach steige ich in den Bus und schlafe.

Watt is en Dampfmaschin?

Ich werde von einem lauten Knall geweckt. Draußen ist es noch dunkel, ich schaue auf die Uhr: 00:23. Der Motor hat wohl einen Schaden und wir müssen umsteigen in einen anderen Bus. Der ist allerdings schon ziemlich voll, sodass es keine Sitzplätze mehr gibt. Die restliche Fahrt mache ich auf dem Fußboden mit. In diesem Moment bin ich richtig dankbar für das aufblasbare Kissen. So kann ich unerwartet bequem auch auf dem Fußboden schlafen.

Der Tag naht und bei Tagesanbruch erblicke ich schon überall Palmen. Ja, wir nähern uns der Karibikküste. Wir werden von einem Kolumbianer in brüchigem Englisch angesprochen. Es stellt sich heraus, dass er einmal Pilot war und bietet uns an, auf seiner Farm zu wohnen. Pflichtschuldigst bedanken wir uns für das freundliche Angebot. Dennoch ziehen wir es vor, ein Hostal zu suchen. Als wir endlich Cartagena erreichen, ist es zwar warm, aber nicht so stickig wie noch in der Nacht. Wir nehmen uns sofort ein Taxi und fahren in die Stadt um ein Hostal zu suchen.

Der erste Eindruck ist bei weitem ein anderer als erwartet. Was als erstes auffällt ist der bestialische Gestank nach Fisch und Müll. Leider ist das Hostal wo wir eigentlich hinwollten bereits voll. Aber wir finden schnell eine Alternative, wo wir zumindest die erste Nacht bleiben können.

Vamos a la playa

Direkt am nächsten Tag fahre ich an die playa blanca, einen berühmten Weißsandstrand in der Nähe Cartagenas. Ich wähle die rustikale Anreise mit Motorrad und es macht unglaublich viel Spaß. Es ist allerdings nicht ungefährlich, weil der Fahrer Daniél keinen Helm für mich hat und trotzdem fährt, als wären wir beim Cross-Bike-Cup. Nach 20 Minuten sind wir am Strand und ich bin froh, dass ich noch lebe. Die Aussicht ist atemberaubend, ein Strand wie im Bilderbuch. Allerdings fehlt etwas: Die Touristen. Der Strand ist kilometerlang und nirgends sind Touristen zu sehen. Daniél meint, dass es nicht viele gibt im Moment. Tatsächlich teile ich mir den ganzen Strand mit weniger als zehn anderen Touristen.

Woran es hingegen nicht mangelt sind Verkäufer und Verkäuferinnen. Verkauft wird alles mögliche: Austern, Wassermelonen, Schmuck und Massagen. Aber ich suche mir erstmal einfach eine Stelle wo ich auf den scheinbar unendlichen Horizont blicken kann. So ein blauer Himmel ist schon fast wieder unheimlich und ich kannte es bisher nur von Super Mario World auf dem SNES.

Ich hätte mir selbst gar nicht zugetraut einen Tag am Strand als so kurzweilig so erleben. Dabei war ich noch nichtmal im Wasser, sondern konnte die ganze Zeit liegend genießen. Die einzige größere Unternehmung an dem Nachmittag ist die Auswahl der Unterkunft. Ich bleibe bei Hugo und nehme mir eine Hängematte für die Nacht. Unter seiner Cabanya genieße ich das lockere Leben.

Aber schon am nächsten Morgen geht's zurück nach Cartagena. Die Trennung vom paradiesischen Strand fällt mir nicht schwer. Irgendwie ahne ich schon die grenzenlose Langweile, die sich in Kürze breit machen kann. Ich bin einfach nicht dafür gemacht am Strand herumzuliegen. Trotzdem war es ein Hochgenuss einmal dort gewesen zu sein. Eine schöne Erinnerung, aber jetzt kann es weiter gehen.

Die Reise führt mich fort aus Cartagena in Richtung Santa Marta. Ahnungslos wie ich bin, kaufe ich ein Ticket direkt nach Santa Marta. Dabei gibt es gar keine Busse, die direkt dahin fahren, was den Ticketverkäufer nicht beeindruckt. Dass ich über's Ohr gehauen wurde, erfahre ich erst, als ich mitten auf einer großen Kreuzung umsteigen soll. Wir sind in Baranquilla, einer der größten Städte Kolumbiens. Von hier geht's dann auch weiter. Santa Marta und das angrenzende Taganga erwarten mich.

Komfortklasse deluxe, so bequem kann man in keinem deutschen Bus reisen.
Nur mit Autoreifen ist's auch das Original.
Wo sind denn all die Leute mit weißen Kleidern, Kokos-Pralinen und der Luxusyacht?
Ein bisschen wie Taca Tuca Land, nur ohne Piraten.
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