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1: Intro
2: Ausrüstung
3: Land
4: Abreise
5: Bogota I
6: Cartagena
7: Santa Marta & Taganga
8: Bogota II

Schon wieder über's Ohr gehauen

Hier treibt wirklich jeder sein eigenes Spiel. Schon wieder ein Ticket gezogen für einen Bus, den es gar nicht gibt. Ich bin aber auch selbst Schuld, wenn ich so schlecht spanisch spreche. Da muss jetzt wirklich was passieren ...

Die eigentümliche Romantik der Küste

Nach Taganga zu kommen ist gar nicht so einfach. Es ist ein kleines Fischerdorf nahe von Santa Marta. Es zählt wohl nicht mehr als 2.000 Seelen. Wunderbar liegt es in der Bucht, umgeben von staubigen Hügeln. Dabei sind sie eigentlich schon zu hoch um sie nur als Hügel zu bezeichnen. Tatsächlich liegt vor Santa Marta die höchste Erhebung weltweit.

In Taganga gibt es vier Hostals und natürlich immer die Möglichkeit bei irgendwelchen Fischern zu Hause zu wohnen. Hey mal ehrlich, als ich das erste Mal dort war, habe ich das Angebot lachend ausgeschlagen. Beim nächsten Mal würde ich es wahrscheinlich annehmen. Zumindest im Landesinneren habe ich nie schlechte Erfahrungen gemacht und die Kolumbianer stets gastfreundlich vorgefunden. Sollte das auch für die Küste gelten, dann wäre mir eine Fischerhütte beim nächsten mal sicher lieber.

Das Spanisch der Einheimischen hier ist nicht zu entschlüsseln. "Selbst mit überdurchschnittlichen Sprachkenntnissen könnte man hier verzweifeln." erfahre ich von einem Argentinier. Ich quartiere mich nahe des Wassers ein, in die "techos azules".

Stop and go

Schon auf der Herfahrt von Cartagena habe ich mir die Mühe gemacht einen Zeitplan aufzustellen. Immerhin möchte ich bald nach Ecuador und habe nicht mehr so sehr lange Zeit. Beim genauen Aufschreiben sehe ich, dass ich viel weniger Zeit habe als gedacht. Nur zwei Tage werde ich in Taganga und Santa Marta zusammen verbringen können und dann nach Bogotá zurückreisen müssen. Unglücklicherweise stirbt damit die Möglichkeit den Parque Tayrona zu besichtigen und die ciudad perdida (die vergessene Stadt) zu sehen.

In Taganga selbst kann man einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben. Die beiden Landzungen führen links und rechts weit ins Meer hinein und zwingen die untergehende Sonne in ihre Mitte. Man gewöhnt sich schnell an das leichte Leben in der Hängematte. Aber vielleicht auch nur deshalb, weil ich erst zwei Wochen unterwegs bin und für den Urlaub überreif war.

Nachdem ich freitags angereist bin und den ganzen Samtag in Taganga und am Strand verbracht habe, ist der Sonntag Santa Marta vorbehalten. Nachmittags soll es dann von Santa Marta zurück nach Bogotá gehen. Zum Glück ist Santa Marta viel kleiner als Cartagena, sodass ich nur einen Tag brauche um mir die Stadt anzusehen. Ich ergattere eine neue Badehose und Flip Flops auf dem Markt. Entgegen all meiner Erwartungen haben beide bis heute (Stand November 2009) gehalten.

Bike-Rap unter Palmen

Bei diesem Ersteindruck gefällt mir das Fischerdorf so gut, dass ich auf jeden Fall beim nächsten Besuch mehr Zeit dort verbringen möchte. Vor allem aber, um etwas mehr von der Umbgebung zu sehen.

Allerdings kann es abends etwas lauter werden. Während die Sänger beim Abendessen noch wirklich gute Unterhaltung bieten, gehen einem die Bässe des nachts schlicht auf die Nerven. Dabei war ich eigentlich sicher, dass der allabendliche Stromausfall Ruhe bringen würde. Genau das Gegenteil trat ein. Denn wenn der Strom ausfällt verzichtet man natürlich nicht auf Strom. Sowas gilt vielleicht in Deutschland, wo der Strom aus der Steckdose kommt. In Taganga werden in diesem Fall routinemäßig drei ausrangierte und umgebaute Motorräder angeschmissen.

Die Motoren versorgen zumindest den Strand mit Energie, sodass die Party weitergehen kann. Die Geräuschkulisse kann man sich ohne weiteres vorstellen. Und doch: Die Augen verdrehend habe ich schon im nächsten Moment über mich selbst lachen müssen. Was hatte ich denn auch erwartet? Das hier ist einfach eine andere Welt und das hier nur eine Gelegenheit mehr in sie einzutauchen.

Ich habe mich dann aber doch damit begnügt das Treiben vom Balkon aus zu beobachten.

Tatsächlich schaffe ich es selbst hier eine Internetverbindung aufzutreiben. Mir kam die Idee, dass ich bei meinem Zwischstopp in Bogotá vielleicht bei Meyer übernachten könnte. Er erzählte mir er sei Student und seine Familie lebte wo anders. Also würde er ja vermutlich in einer Art Studentenwohnheim wohnen mit hoffentlich unkomplizierten Mitbewohnern. Ich schreibe ihm also eine Mail, um die Übernachtungsfrage zu klären. Aber es zeigt sich, dass bei ihm selbst nicht genug Platz ist. Meyer wäre aber nicht Meyer, wenn er nicht 100 Freunde in Bogotá hätte. Und so kommt schon eine halbe Stunde später eine korrigierte Antwort, in der er schreibt "Wir haben schon eine Lösung". Also gut, wollen wir mal sehen ...

Estás loco?

Diese Frage wurde mir von einem Taxifahrer gestellt, der mich zum Busterminal gebracht hat. "Estás loco" bedeutet auf deutsch "Bist du verrückt?" Was hat er damit wohl gemeint? Im Laufe des Gesprächs erahne ich was er mir sagen will. Der Mann hat viele Jahre bei der kolumbianischen Armee gedient und kennt die Gegend augenscheinlich wie seine Westentasche. Er meint die Busfahrt wäre viel zu gefährlich und ich sollte ein Flugzeug nehmen. Das kommt für mich natürlich nicht in Frage, denn ein Flug ist viel zu teuer.

Trotzdem fühle ich mich nicht so richtig wohl, seinen Ratschlag einfach so leichtfertig zu übergehen. Letztlich beseitige ich aber alle Gedanken, handle einen guten Preis für die Rückfahrt aus und steige in den Bus. Wie auch schon auf der Hinfahrt, packe ich mir den Schlafsack ins Handgepäck. Dieses mal erweist sich die Entscheidung mehr als richtig. Nachts wird es richtig kalt und ohne Schlafsack wäre ich vermutlich halb erfroren. Die Fahrt dauert 18 Stunden und ich komme gegen 10 Uhr morgens in Bogotá an.

Die vulkanische Erhebung direkt am Meer ist beeindruckend.
Einfach mal nichts tun? Das hier ist ein guter Ort dafür.
Ein friedlicher Rap zum Abendbrot.
Fast auf Augenhöhe mit den Urahnen.
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